12.01.2024
DER SCHLECHTE RUF DER FINANZBERATER - IST DAS HEUTE NOCH BERECHTIGT?
Hast du auch schon mal gehört: „Finanzberater wollen dir nur was andrehen“ oder „Die sind doch alle nur auf die Provision aus“? Ja, Finanzberater haben einen schlechten Ruf, der über Jahre hinweg entstanden ist. Aber ist das wirklich noch so? Spoiler: Es gibt gute und schlechte Finanzberater, und es lohnt sich, genau hinzuschauen, bevor du mit einem zusammenarbeitest. In diesem Artikel räumen wir mit Vorurteilen auf, klären, worauf du bei der Auswahl achten solltest, und schauen, welche Vorteile ein guter Finanzberater tatsächlich bringen kann.
Woher kommt der schlechte Ruf?
Der schlechte Ruf der Finanzberater hat sich vor allem in den 90er und frühen 2000er Jahren verfestigt. Damals waren viele Berater mehr Verkäufer als neutrale Ratgeber. Provisionen standen im Mittelpunkt, und das „Beratungsgespräch“ war oft nur eine Verkaufsveranstaltung für überteuerte Produkte. Da wurde dem Kunden schnell mal eine teure Lebensversicherung oder ein Fonds angedreht, der mehr dem Berater als dem Kunden Vorteile brachte.
Doch in den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Die Finanzwelt wurde durch die MIFID II-Richtlinie (ein EU-weites Regelwerk) strenger reguliert, und die Branche selbst hat erkannt, dass nachhaltige Kundenbeziehungen wichtiger sind als der schnelle Abschluss. Aber klar, es gibt immer noch schwarze Schafe. Also, worauf musst du achten, wenn du einen guten Finanzberater finden willst?
Worauf solltest du bei der Wahl eines Finanzberaters achten?
1. Unabhängigkeit
Ein wirklich guter Finanzberater ist unabhängig und nicht an eine bestimmte Bank oder Versicherungsgesellschaft gebunden. Unabhängige Berater können aus einer Vielzahl von Produkten wählen und sind nicht auf bestimmte Anbieter festgelegt. Sie haben also die Möglichkeit, wirklich das Beste für dich auszuwählen.
Profi-Tipp: Frag beim Erstgespräch direkt nach der Unabhängigkeit. Ein seriöser Finanzberater wird offen über seine Partner und die Art seiner Vergütung sprechen.
2. Honorarberatung vs. Provisionsberatung
Es gibt zwei gängige Vergütungsmodelle für Finanzberater: Provisionsberatung und Honorarberatung. Bei der Provisionsberatung erhält der Berater eine Vergütung von dem Anbieter des Finanzprodukts (z. B. Versicherung oder Fonds) – und das führt oft zu einem Interessenkonflikt. Bei der Honorarberatung zahlst du dem Berater direkt für seine Beratung, unabhängig davon, ob du am Ende ein Produkt kaufst oder nicht.
3. Qualifikation und Zertifikate
Ein guter Finanzberater sollte über fundierte Kenntnisse und entsprechende Qualifikationen verfügen. Das „Certified Financial Planner (CFP)“-Zertifikat oder der Titel „Diplom-Finanzwirt“ sind beispielsweise Indikatoren für eine solide Ausbildung. Auch regelmäßige Weiterbildungen sind ein Muss, um auf dem neuesten Stand der Finanzprodukte und gesetzlichen Bestimmungen zu bleiben.
Profi-Tipp: Frage nach den Qualifikationen und Zertifikaten des Beraters. Ein seriöser Finanzberater wird dir seine Ausbildung und Expertise gerne offenlegen.
4. Beratung auf deine Bedürfnisse zugeschnitten
Ein guter Finanzberater wird im ersten Gespräch eine ausführliche Bedarfsanalyse mit dir durchführen. Er wird dich nach deiner aktuellen finanziellen Situation, deinen Zielen, Risikobereitschaft und deinem Zeithorizont fragen. Wenn dir jemand im ersten Gespräch sofort ein Produkt verkaufen möchte, ist Vorsicht geboten.
Profi-Tipp: Achte darauf, dass der Berater erst nach einer umfassenden Analyse konkrete Vorschläge macht. Gute Beratung ist individuell und nicht „one-size-fits-all“.
Gute vs. schlechte Finanzberater: Die Unterschiede
Gute Finanzberater
  • Hören zu: Sie nehmen sich Zeit, deine finanzielle Situation, Ziele und Wünsche zu verstehen.
  • Transparenz: Sie legen ihre Vergütung und mögliche Interessenkonflikte offen.
  • Langfristige Betreuung: Sie bieten eine langfristige Betreuung an, die regelmäßige Überprüfung und Anpassung deines Finanzplans umfasst.
  • Breites Portfolio: Sie bieten dir ein breites Spektrum an Produkten an, darunter ETFs, Aktien, Immobilien, Altersvorsorge, Versicherungen und Sparpläne. Ihr Ziel ist es, ein individuelles Portfolio für dich zu erstellen.
Schlechte Finanzberater
  • Produktgetrieben: Wollen dir sofort ein bestimmtes Produkt „verkaufen“, ohne auf deine individuelle Situation einzugehen.
  • Intransparent: Verschweigen ihre Vergütung und bevorzugen Produkte mit hohen Provisionen.
  • Kurzfristige Denke: Sie beraten dich nur einmalig und sind später nicht mehr erreichbar.
  • Beschränkte Produktpalette: Arbeiten häufig nur mit bestimmten Anbietern zusammen und schlagen dir daher keine wirklich unabhängigen Lösungen vor.

Welches Portfolio sollte ein guter Finanzberater abdecken?
Ein guter Finanzberater sollte dir ein breites Portfolio anbieten können, das auf deine Ziele und deine Lebenssituation zugeschnitten ist. Dazu gehören:
  • Altersvorsorge: Betriebliche Altersvorsorge, private Rentenversicherungen, Riester-Rente etc.
  • Vermögensaufbau: Sparpläne, Aktien, ETFs, Immobilien.
  • Versicherungsschutz: Absicherung gegen Risiken wie Berufsunfähigkeit, Unfall, Krankheit oder Haftpflicht.
  • Steueroptimierung: Vorschläge zur Steueroptimierung durch bestimmte Anlageformen.
Das Ziel ist es, einen ganzheitlichen Finanzplan zu erstellen, der sowohl deine kurzfristigen Bedürfnisse als auch deine langfristigen Ziele berücksichtigt.
Vorteile eines guten Finanzberaters für dich
Ein guter Finanzberater spart dir vor allem Zeit und Nerven. Er navigiert für dich durch den Dschungel der Finanzprodukte, klärt dich über Risiken und Chancen auf und hilft dir, einen individuell passenden Finanzplan aufzustellen. Dank seiner Expertise kannst du Fehlentscheidungen vermeiden und das Beste aus deinen Investments herausholen. Zudem hilft er dir, Steuervorteile zu nutzen und deine Anlagen regelmäßig zu optimieren.
Ist alles, was du bei einem Finanzberater abschließt, teurer als wenn du es selbst machst?
Nicht unbedingt! Klar, bei einem Provisionsberater fallen Kosten durch Provisionen an, die im Produktpreis enthalten sind. Bei einem Honorarberater zahlst du ein pauschales Honorar, egal ob du nachher einen Vertrag bei ihm abschließt oder nicht.
Doch ein guter Berater kann dir durch die richtige Auswahl der Produkte, Steueroptimierung und langfristige Strategie viel Geld sparen.
Fazit: Finanzberater – Ja oder nein?
Der schlechte Ruf der Finanzberater ist teilweise noch gerechtfertigt, doch es gibt immer mehr Berater, die auf Qualität, Transparenz und Langfristigkeit setzen. Ein guter Finanzberater kann dir wirklich dabei helfen, deine Finanzen in den Griff zu bekommen und das Beste aus deinem Vermögen zu machen. Der Schlüssel ist, den richtigen Berater zu finden – einen, der unabhängig, transparent und auf deine Bedürfnisse fokussiert ist.
Action Steps für dich:
  • Informiere dich über verschiedene Finanzberater-Modelle.
  • Suche gezielt nach unabhängigen Beratern mit entsprechenden Qualifikationen.
  • Achte auf die Beratungsmethode: Werden deine individuellen Ziele und Bedürfnisse erfasst?
  • Prüfe die Produktvielfalt, die der Berater abdeckt, und lass dir die Kosten offenlegen.
  • Vergleiche ggf. mehrere Berater, bevor du dich entscheidest.
Mit diesen Schritten findest du einen Finanzberater, der dir wirklich Mehrwert bringt und dir hilft, deine finanziellen Ziele zu erreichen.